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Angedacht |
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CVJM Annen |
Oktober 2007 |
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Der kleine Baumwollfaden |
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Es war einmal ein kleiner Baumwollfaden, der war
mit sich und der Welt unzufrieden. Er hatte Angst, daß es mit ihm einfach zu
nichts reicht, so wie er war:
"Für ein Schiffstau bin ich viel zu schwach", sagte er sich, "und für einen
Pullover zu kurz; - um an andere anzuknüpfen - dazu habe ich zu viele
Hemmungen. Für eine Stickerei eigne ich mich auch nicht, denn dazu bin ich zu
blaß und farblos. - Ja, wenn ich aus Lurex wäre, dann könnte ich eine Stola
verzieren oder ein Kleid. Aber so? - Es reicht einfach zu nichts! Was kann ich
schon? Niemand braucht mich. Niemand mag mich. Und ich mag mich selbst am
allerwenigsten." So sprach der kleine Baumwollfaden und dann legte er traurige
Musik auf und fühlte sich ganz niedergeschlagen in seinem Selbstmitleid.
Da klopfte ein Klümpchen Wachs an seine Türe und sagte: "Lass dich doch nicht
so hängen, Baumwollfaden. Ich weiss etwas. Ich habe da eine Idee: wir beide
tun uns zusammen! Für eine lange Osterkerze bist du zwar als Docht zu kurz,
und ich habe dafür nicht genug Wachs. Aber für ein Teelicht reicht es allemal!
Das wärmt und macht ein bißchen heller. - Es ist besser, ein kleines Licht
anzuzünden als immer nur im Dunkeln zu sitzen, zu schimpfen und zu jammern."
Da war der Baumwollfaden ganz glücklich, tat sich mit dem Klümpchen Wachs
zusammen und sagte: "Nun hat mein Dasein doch einen Sinn bekommen!"
Und wer weiss, vielleicht gibt es in der Welt noch mehr kurze Baumwollfäden
und kleine Wachsklümpchen, die sich zusammentun, ein kleines Licht anzünden
und leuchten.
Verfasser unbekannt
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